Wie der Frostschutz im Frühjahr gelingt

Larissa Köberlein | Lesedauer: 10 Minuten | 06.09.2022

Sobald im Frühling die ersten Schneeglöckchen ihre Köpfchen aus dem Boden stecken, beginnt die Gartensaison. Haben Sie schon Jungpflanzen gekauft? Bedenken Sie die Frostgefahr! Im Frühling brauchen empfindliche Pflanzen noch einen zusätzlichen Schutz. Erst nach den Eisheiligen können Sie auf die wärmende Frühlingssonne vertrauen.

Frostschutz

Die Frostgefahr im Frühjahr

Frühlingssonne macht glücklich. Jeder Hobbygärtner kennt das Gefühl, wenn die ersten Sonnenstrahlen und die bunten Frühblüher gute Laune verbreiten. Am liebsten würde man Hacke und Spaten aus dem Geräteschuppen holen und mit der Gartenarbeit beginnen. Einige Aufgaben können bereits im Februar und März erledigt werden. Bevor nicht winterharte Pflanzen nach draußen dürfen, dauert es noch ein wenig.

Winterhart oder nicht

Welche Pflanzen sind eigentlich winterhart? Pflanzen, die Schnee und Frost unbeschadet überstehen, werden als winterharte Pflanzen bezeichnet. Diese Eigenschaft bedeutet jedoch in den Höhenlagen der Mittelgebirge etwas anderes als in geschützten Landschaften im Flachland. Zur besseren Differenzierung werden die Regionen in Winterhärtezonen eingeteilt.

In Deutschland gibt es fünf Winterhärtezonen. Wenn eine Pflanze als winterhart bezeichnet wird, heißt das, dass sie einen durchschnittlichen Winter zu 80 Prozent überlebt. Allerdings spielt auch der Standort auf dem Grundstück eine entscheidende Rolle. In der Nähe der Hauswand ist eine Pflanze deutlich besser vor Niederschlägen, Wind und Kälte geschützt als mitten auf dem freien Beet.

Was zeichnet winterharte Pflanzen aus?

Zu den winterharten Pflanzen gehören zum Beispiel

  • Laub- und Nadelbäume

  • Zwiebelblumen

  • Gräser

  • Knollenpflanzen

Die Laubbäume machen es vor, wie man der Kälte die Stirn bietet. Sie werfen im Herbst die Blätter ab, um Wasser zu sparen. Wenn die Kronen ohne Laub sind, muss kein Wasser mehr von den Wurzeln nach oben transportiert werden. Ohne Wasser können die Minusgrade dem Baum nichts anhaben. Bei Knollenpflanzen oder Zwiebelblumen stirbt der überirdische Teil nach der Blüte komplett ab. Die Gewächse ziehen sich in die Wurzeln zurück und treiben im Frühjahr ganz einfach wieder neu aus.

Winterharte Bäume und Sträucher

  • Forsythie

  • Stechpalme

  • Eiche

  • Eibe

  • Magnolie

  • Kirschlorbeer

Winterharte Stauden

  • Glockenblume

  • Christrose

  • Rittersporn

  • Herbstaster

  • Sonnenhut

Winterharte Zwiebel- und Knollenblumen

  • Tulpen

  • Schneeglöckchen

  • Narzisse

  • Herbstzeitlose

  • Winterlinge

  • Freiland-Alpenveilchen


Hinweis:

Bedenken Sie, dass in Deutschland selbst in den Mittelgebirgen immer weniger Schnee fällt. Damit fehlt die schützende Schneedecke auf dem Gartenboden. Starker Frost, der sogenannte Kahlfrost, kann dann selbst den Wurzeln winterharter Pflanzen einen Schaden zufügen. Decken Sie die Wurzeln der Gehölze vor Wintereinbruch zur Sicherheit mit einer dicken Reisigschicht ab.

Die Eisheiligen

Wenn sich im Mai schon fast Sommerfeeling verbreitet, kommt es in Deutschland häufig zu plötzlichen Kälteeinbrüchen. Diese von Hobbygärtnern gefürchteten Tage vom 11. bis zum 15. Mai haben einen Namen: die Eisheiligen. Selbstversorger und Hobbygärtner wissen, dass man diesen Zeitraum abwarten sollte, bevor die frostempfindlichen Pflanzen ins Freiland dürfen.

Meteorologen kamen zu der Erkenntnis, dass die Eisheiligen heute nicht mehr so stark ausfallen wie in den vergangenen Jahrzehnten. Der Klimawandel sorgt für ein milderes Klima, womit auch die Gefahr der kalten Tage im Mai langsam schwindet. Viele Sorten, die bis vor einigen Jahren den Winter noch im geschützten Keller verbringen mussten, können aufgrund der wärmeren Temperaturen im Boden bleiben. Dazu gehören Gladiolen, aber auch Feigen und einige Kübelpflanzen. Dennoch lohnt es sich für Hobbygärtner, im Frühjahr bei der Wettervorhersage genauer hinzuhören.

Spätfröste, die Gefahr für die Obsternte

Obstbauern lassen das Thermometer im Frühjahr nicht aus den Augen. Vor allem, wenn die Blüten geöffnet sind, sind Minusgrade eine enorme Gefahr. Frost im Frühling kann die gesamte Ernte zunichtemachen. Geschlossene Obstbaumblüten vertragen Temperaturen von minus vier Grad Celsius. Halbgeöffnete Blüten halten minus zwei Grad Celsius stand. Wenn sich die Blüten jedoch vollständig öffnen, darf der Gefrierpunkt nicht mehr unterschritten werden.

10 Tipps für den Frostschutz im Frühjahr

Frostschutz

1. Den richtigen Standort wählen

Für Kübel- und Balkonpflanzen bedeuten frostige Nächte im Frühjahr eine Gefahr. Die Wahl des Standortes hat einen entscheidenden Einfluss. Stellen Sie Kübelpflanzen unbedingt windgeschützt auf. Vermeiden Sie tagsüber einen Platz mit starker Sonneneinstrahlung. Der Unterschied zwischen Tages- und Nachttemperatur wäre sehr hoch und könnte die Pflanzen schwächen. Wählen Sie möglichst einen Platz an der Hauswand. Dort ist es um zwei bis drei Grad wärmer als weiter vom Haus entfernt.

2. Empfindliche Kübelpflanzen nachts in Haus holen

Kübelkultur ist eine wunderbare Möglichkeit, den Standort von Pflanzen flexibel zu gestalten. Diese Chance sollten Sie auch zum Schutz der Pflanzen nutzen. Holen Sie empfindliche Balkon- und Kübelpflanzen bei drohenden Minusgraden besser zurück ins Haus. Kübelpflanzen, die den Winter in einem dunklen Winterquartier im Keller verbracht haben, sind zu Beginn des Frühlings noch geschwächt. Sie müssen ganz langsam an die Helligkeit und die Außentemperaturen gewöhnt werden. Lassen Sie Ihren Lieblingspflanzen Zeit, um sich Schritt für Schritt auf die Gartensaison einzustellen.

3. Das Frühbeet als sichere Gemüseaufzucht-Station nutzen

Auf der sicheren Seite sind Sie, wenn Sie die Gemüsepflanzen in ein Frühbeet setzen. Selbst in kälteren Regionen bietet das Frühbeet ausreichend Schutz bei Frösten im Frühjahr. Zur Sicherheit können Sie nachts noch eine Schicht Blasenfolie darüberlegen.

4. Junge Gemüsepflanzen mit Folie schützen

Sie haben Jungpflanzen auf dem Markt gekauft und weil es so warm und sonnig war, schon vor den Eisheiligen ins Freiland gepflanzt? Wenn der Wetterbericht dann Nachtfröste ankündigt, müssen Sie für eine Abdeckung sorgen. Umranden Sie das Beet mit aufgestellten Holzbrettern. Ziehen Sie eine Folie darüber. Blasenfolie bietet noch mehr Schutz. Alternativ können auch ausgediente Fenster verwendet werden. Bedenken Sie dabei jedoch die Bruch- und Verletzungsgefahr.

5. Gemüsehütchen verwenden

Generationen von Selbstversorgern nutzen die Schutzfunktion der Gemüsehütchen, die bei Kälte im Frühjahr über junge Pflanzen gestülpt werden können. Sie bestehen aus Kunststoff und haben oben an der Spitze ein Loch für die Belüftung. Ein Rand im unteren Bereich ermöglicht, die Hütchen leicht einzugraben, sodass sie bei Wind nicht wegfliegen können. Übrigens, fachlich korrekt ist die Bezeichnung "Anzuchtglocke" für den Kunststoffhut.

6. Frostschutzhüllen nutzen

Frostschutzhüllen stehen im Gartenfachhandel in verschiedenen Größen bereit. Sie können im Winter und im Frühjahr zum Schutz von kleinen Bäumen, Sträuchern und Stauden verwendet werden. Frostschutzhüllen bewahren die Gehölze nicht nur direkt vor Frost. Sie verlangsamen den Austrieb und die Entwicklung der Blüten. Auf diese Weise können irreparable Frostschäden vermieden werden.

Hinweis:

Wenn am Vormittag die Temperaturen über fünf Grad Celsius steigen, können Sie die Hüllen abnehmen und die Bienen zum Bestäuben einladen.

7. Preiswerte Frostschutz-Alternativen basteln

Wenn Sie von Minusgraden überrascht werden und keine passenden Produkte im Haus haben, können Sie mit alten Bettlaken, Folien, Gartenvlies oder Wolldecken eine provisorische Schutzhülle für gefährdete Bäumchen herstellen. Zum Schutz kleiner Stauden und Gemüsepflanzen eignen sich Gefäße wie Eimer, Becher oder Schüsseln. Sie werden über die Pflanzen gestülpt und lassen den Frost nicht an die empfindlichen Knospen oder Blüten. Selbst Papier- oder Plastiktüten, die mit Luftlöchern versehen werden, können helfen. Einen Wäscheständer, über den Sie Decken, Bettlaken oder Folie legen, können Sie im Handumdrehen
in ein Gewächshaus verwandeln. Platzieren Sie es so, dass die gefährdeten Pflanzen darunter Schutz finden.

8. Kalkanstrich zur Vorbeugung aufbringen

Sind Ihnen schon einmal die weiß gestrichenen Baumstämme in Gartenanlagen oder auf Obstbaumplantagen aufgefallen? Es handelt sich dabei um einen Kalkanstrich. Dieser wird im Herbst aufgetragen, um den Stamm vor Frostrissen zu schützen. Der weiße Anstrich reflektiert die Sonnenstrahlen, sodass starke Temperaturschwankungen verhindert werden können. Falls Sie den Kalkanstrich verpasst haben, können Sie im Winter und Frühling Schilfmatten um die Bäume binden.

9. Frostkerzen zwischen empfindliche Pflanzen stellen

Eine weitere Maßnahme, um Pflanzen im Frühjahr vor Frost zu schützen, sind Frostkerzen. Es handelt sich allerdings nicht um gewöhnliche Haushaltskerzen, sondern um wachsgefüllte Eimer, die mehrere Stunden brennen können. Frostkerzen wirken wie ein Ofen zwischen den empfindlichen Pflanzen. Die Wirksamkeit ist hoch, allerdings ist der Preis für die großen Kerzen auch nicht gering.

10. Obstbäume mit einer Frostschutzberegnung schützen

Haben Sie schon einmal gesehen, wie professionelle Obstbauern ihre Bäume bei Spätfrösten schützen? Die sogenannte Frostschutzberegnung kann Schäden verhindern. Die Methode nutzt die besonderen physikalischen Eigenschaften des Wassers. Wenn Wasser vom flüssigen in den festen Zustand übergeht und zu Eis wird, wird Wärme abgegeben. Man spricht von einer exothermen Reaktion.

Diesen Effekt nutzen die Obstbauern zum Schutz der empfindlichen Blüten. Sie beregnen die Bäume, wenn sich Frost ankündigt. Es ist wichtig, bei Plusgraden zu beginnen. Wenn die Temperaturen dann unter den Gefrierpunkt sinken, wird das Wasser auf den Blüten, Ästen und Zweigen zu Eis. Dabei wird Wärme abgegeben und die Blüte geschützt. Die Beregnung erfolgt in den Obstbaugebieten so lange, bis das Eis vollständig geschmolzen ist. Auch im Hobbygarten kann diese Methode helfen, Obstbäume während der Blüte vor Erfrierungen zu schützen. Allerdings sind sogenannte "Überkronenregner" nicht billig. Wer sich die teure Technik beschafft, sollte bedenken, dass die Regner bei Frostgefahr mindestens zwölf Stunden im Dauerbetrieb sind.

Kann man frostgeschädigte Pflanzen noch retten?

Nicht immer kündigt sich der Frost im Frühjahr rechtzeitig an. Woran kann man Frostschäden erkennen und wie kann man den Pflanzen noch helfen?

Beetpflanzen
Wenn Beetpflanzen Frostschäden erleiden, heißt es Ruhe bewahren. Beobachten Sie, ob ein neuer Austrieb erfolgt. Wenn ja, können Sie die erfrorenen Triebe mit einer sauberen, scharfen Gartenschere abschneiden. Die Pflanze wird sich wieder erholen.

Kübelpflanzen
Wenn Kübelpflanzen nach einer Frostnacht die Blätter hängen lassen, holen Sie sie ins Haus und stellen sie zunächst an einen wärmeren Ort. Nehmen Sie die gesamte Pflanze aus dem Topf und prüfen Sie die Wurzeln. Wenn diese in Ordnung scheinen, topfen Sie die Kübelpflanze wieder ein. Gießen Sie sie gründlich, dann wird sie sich wieder erholen. Sollten die Wurzeln verfault sein, gibt es leider keine Rettung.

Bäume und Sträucher
Kälteschäden an Bäumen und Sträuchern zeigen sich nicht gleich. Erst später werden Risse im Stamm sowie vertrocknete, abgestorbene Äste sichtbar. Schneiden Sie diese ab, sobald es wärmer wird. Gehölze leiden bei Minusgraden vor allem unter Trockenheit. Wenn der Boden gefroren ist, können sie kein Wasser aufnehmen. Im Frühling, wenn warme Temperaturen zum Neuaustrieb anregen, brauchen die Pflanzen Feuchtigkeit. Gießen Sie sie an frostfreien Tagen.

Fazit

Auch wenn im Frühling tagsüber die Sonne scheint, ist die Gefahr von Spätfrösten nicht gebannt. Empfindliche Beet- und Kübelpflanzen benötigen bei Kälte einen sicheren Schutz. Warten Sie die Eisheiligen ab. Danach können Sie mit kräftigen Pflanzen in die Gartensaison starten!

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